Der hl. Gerhard Majella
"Gibt es jemand anderen Größeren, der uns retten könnte? Was kann man Besseres tun, um Gott wohl zu gefallen, als stets seinen heiligen Willen zu erfüllen, wie er es will, wo er es will und wann er es will."
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Behelfe für die Festfeier
Gerhard Majella wurde am 6. April 1726 in der kleinen Stadt Muro in Süditalien geboren. Bereits in seiner Kindheit hatte er starke religiöse Erlebnisse, die offenbar durch eine besondere mystische Veranlagung gefördert wurden. Zugleich war er seit seinen Kindertagen von angeschlagener Gesundheit.
Gerhard erlernte zunächst den Schneiderberuf und trat später in den Hausdienst des Bischofs von Lacedogna. 1745, im Alter von 19 Jahren, kehrte er in die Heimatstadt zurück und eröffnete eine eigene Schneiderei, mit deren Einkünften er seine Familie - der Vater war bereits verstorben - versorgte. Ansonsten schenkte er viel von dem, was er erwarb, den Armen oder wendete es für Messstipendien zugunsten der armen Seelen auf.
Es gab bei Gerhard kein auffälliges Berufungserlebnis. Auffällig ist aber die große Intensität seiner Religiosität. In der Fastenzeit des Jahres 1747 machte er sich zum ausdrücklichen Vorsatz, Christus bestmöglich ähnlich zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, übte er harte Aszese in Gebet, Fasten und Buße.
In seinem Verlangen, Gott ganz zu dienen, bat Gerhard um Aufnahme bei den Kapuzinern, wurde aber abgewiesen. Auch versuchte er eine zeitlang, als Einsiedler zu leben. Der Kontakt zu den Redemptoristen ergab sich 1749 während einer Volksmission in Muro. Gerhard lief den Missionaren bei ihrer Abreise nach und bettelte so lange, bis sie ihn trotz Bedenken wegen seiner schwächlichen Gesundheit auf Probe mitnahmen.
Am 16. Juli 1752 legte Gerhard als Laienbruder in Deliceto seine Gelübde ab. Von nun an diente er in jenem Kloster als Pförtner, Schneider, Gärtner, Koch und Tischler. Zugleich beteiligte er sich an den apostolischen Aktivitäten der Gemeinschaft. So begleitete er die Patres bei Missionen. Er konnte Frohes und Tiefes sagen, wenn er in Katechesen oder im persönlichen Gespräch von Gott, Jesus Christus oder Maria sprach. An der Klosterpforte war er ein gesuchter geistlicher Ratgeber. In allem zeichnete sich Gerhard durch Treue und Gehorsam aus, doch pflegte er gegenüber den Oberen vielfach auch eine übertriebene Unterwürfigkeit.
Schon zu Lebzeiten hatte Gerhard den Ruf eines Heiligen und Wundertäters. Es wurden ihm paranormale Verhaltensweisen und Begabungen nachgesagt, etwa, dass er in Momenten der Ekstase über dem Boden schwebe. Weiters erzählte man, er sei einmal an zwei Orten gleichzeitig gewesen und habe ein andermal einen tödlich verunglückten Knaben wieder ins Leben zurückgerufen. Auch wenn wir heute kritisch auf solche Berichte schauen, spiegelt sich in ihnen doch ein außergewöhnlicher religiöser Charakter.
Im Umgang mit Menschen konnte Gerhard eine überraschende Seelenkenntnis entfalten. Immer wieder sagte er Leuten ihre verborgenen Verfehlungen geradewegs ins Gesicht und bewirkte dadurch Umkehr und Buße. Diese Gabe der Seelenschau darf als eine besondere Frucht seiner mystischen Veranlagung gewertet werden. Sie macht ihn vergleichbar mit anderen Heiligenpersönlichkeiten wie dem Pfarrer von Ars oder Padre Pio.
Von großer Bedeutung war für Gerhard die ausdrückliche Orientierung am Willen Gottes. Mit dieser Haltung begegnete er den unterschiedlichen Situationen seines Lebens. Auch in den seelischen Dunkelheiten blieb seine Verfügbarkeit für den Willen Gottes ungebrochen. „Der Herr meint es gut mit mir“, pflegte er zu sagen. Und an die Türe seiner Zelle soll er geschrieben haben: „Hier tut man den Willen Gottes.“
Gerhards Gottergebenheit wurzelte in der Tiefe seines Herzens und war genährt durch eine große Liebe zu Gebet und Betrachtung. Stundenlang konnte er vor dem Tabernakel verbringen. Dabei erlebte er auch übernatürliche Schauungen. Letztlich war seine Frömmigkeit tiefe Anteilnahme am Erlösungswerk Jesu Christi.
Die schwache Gesundheit warf Gerhard 1755 auf das Krankenlager. Die letzte Zeit seines Lebens hatte er im Kloster von Caposole-Materdomini verbracht. Dort starb er am 16. Oktober jenes Jahres im Alter von nur 29 Jahren. Bloß sechs Jahre hatte er in der Gemeinschaft der Redemptoristen gelebt.
Die bereits zu Lebzeiten eingesetzte Verehrung, ging nach dem Tod ungebrochen weiter und steigerte sich mehr und mehr. Viele Wunder wurden der Fürbitte Gerhards zugesprochen. Dennoch wurde er erst 1893 selig- und 1904 heiliggesprochen. Bis heute ist er einer der populärsten Heiligen Süditaliens. Man verehrt ihn als Patron der Mütter und Kinder bzw. - heute nicht weniger aktuell als in früheren Zeiten - als Patron des werdenden Lebens. Viele wenden sich im Zusammenhang von Schwangerschaft und Geburt bzw. auch bei ausbleibendem Kindersegen an ihn.
Eine überlieferte wundersame Begebenheit hat zu dieser speziellen Seite der Gerhardsverehrung besonders beigetragen. Es heißt, der Heilige habe einmal während eines Besuches in einer Familie sein Taschentuch vergessen. Als ihn eine der Töchter darauf aufmerksam machte, soll er gesagt haben: „Behalt es nur, es wird dir eines Tages nützlich sein.“ Jahre später sei die mittlerweile junge Frau bei der Geburt eines Kindes in Todesgefahr geraten. Sie habe nach dem Taschentuch verlangt und darauf die Gefahr bestanden und ein gesundes Kind zur Welt gebracht. Unmöglich, dass in der religiösen Mentalität Süditaliens eine solche Erzählung ohne Resonanz bliebe.
Pater Martin Leitgöb CSsR
Liturgische Behelfe für die Festfeier des hl. Gerhard Majella