Statistiken sagen: Jede vierte Frau in Deutschland ist mit häuslicher Gewalt konfrontiert. Das Problem tritt in allen sozialen Schichten auf. Gerade in der Zeit des Lockdowns wähernd der derzeitigen Corona-Krise ist dieses Problem in neuer Weise virulent geworden. Der Ruf, zuhause zu bleiben, ist allgegenwärtig, doch für viele Frauen ist das Zuhause der gefährlichste Ort überhaupt. So haben die seit einigen Jahren stattfindenden internationalen "Orange days" in diesem Jahr eine besondere Bedeutung.
In Ellwangen ergab sich in diesem Zusammenhang erstmals eine Kooperation zwischen der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, dem örtlichen Club der Soroptimistinnen und der Kirchengemeinde am Schönenberg. Die Pfarr- und Wallfahrtskirche wird in diesem Jahr am 25.11., an den ersten beiden Adventswochenenden und am 10.12. in oranger Farbe beleuchtet. Diese Farbe wurde von den Vereinten Nationen als Symbolfarbe für eine Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen festgelegt.
Als Wahrzeichen der Stadt Ellwangen steht die Schönenbergkirche markant über der Stadt und ist in der ganzen Region weithin zu sehen. Mit dieser Position wird dem Anliegen der "Orange days" besonderer Nachdruck verliehen. Die Botschaft der Aktion entspricht zudem zutiefst der christlichen Grundhaltung der Gewaltlosigkeit, die sich unter anderem im Neuen Testament auf folgende Weise formuliert findet: "Selig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben". Für einen Marienwallfahrtsort liegt das Thema zusätzlich nahe. Maria, die Mutter Jesu, ist gewiss eine besondere Fürsprecherin für jene unter ihren Geschlechtsgenossinnen, die von häuslicher Gewalt bedroht sind.
Themen-Koalitionen zwischen kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Partnern sind in unserer Zeit wichtiger denn je. Die Beteiligung der Schönenbergkirche an den "Orange days" ist ein geglücktes Beispiel dafür. Dies gilt nicht zuletzt auch im Blick auf den Umstand, dass die Kirche in ihrer Vergangenheit viel zu wenig ihre Stimme gegen Gewalt an Frauen erhoben hat oder diese durch patriarchale Denk- und Verhaltensmuster sogar gefördert wurde.
Der Kooperation zwischen den beteiligten Partnern wurde in einem Pressegespräch am 25. November im Rathaus der Stadt Ellwangen sichtbar gemacht: Gleichtsellungsbeauftragte Nicole Bühler, Bürgermeister Volker Grab, Schönenbergpfarrer P. Martin Leitgöb sowie Gertraude Bretzler-Groß und Christina Faber von den Soroptimistinnen spannen symbolisch einen Schutzschirm für von Gewalt bedrohte Frauen.
Fotos: Sibylle Schwenk, Pressesprecherin des Dekanats Ostalb