Pater Heinz Gerstle verstarb am 13. Dezember 2023 im Pflegeheim St. Michael in München-Berg am Laim. Er stand im 95. Lebensjahr, im 71. Jahr seiner Profess und im 66. Jahr seines Priestertums. Die Beerdigung fand am 19. Dezember in Gars am Inn statt. Am dortigen Klosterfriedhof befindet sich sein Grab.
Geboren wurde Pater Gerstle am 16. Oktober 1929 in Bergrothenfels und wuchs als Erster von insgesamt sechs Geschwistern in Rothenfels am Main auf. Da die dortige Burg seit den 1920-er Jahren ein Zentrum der kirchlichen, vor allem der liturgischen Erneuerung war und sein Vater in der Burgverwaltung arbeitete, erhielt er in seiner Kindheit und Jugendzeit starke Impulse für ein lebendiges christliches und kirchliches Bewusstsein, die ihn fortan prägten. Gerne erzählte er davon, Romano Guardini und Heinrich Kahlefeld, den beiden großen Rothenfelser Inspiratoren, schon als Kind begegnet zu sein. Diese Erfahrungen und der Umstand, im Alter von 15 Jahren als Flakhelfer in den Zweiten Weltkrieg einberufen worden zu sein, ließen in ihm den Gedanken an Theologie und Seelsorge reifen. Dienlich war dazu seine intellektuelle wie auch musische Begabung. Nach seiner Priesterweihe im Jahre 1958 war er als Erzieher und Religionslehrer in Forchheim und Würzburg sowie in der Pfarrseelsorge tätig. Sein eigentliches Wirkungsfeld fand er aber ab 1964 im Bereich der Gemeindemission. Dabei half er mit, dieses Tätigkeitsfeld inhaltlich und methodisch den Bedürfnissen der Zeit anzupassen. Nebenher war er durch Jahrzehnte auch in der Exerzitienarbeit und in der theologischen Erwachsenenbildung tätig. Seit den späten 1980er Jahren war er zudem seelsorglicher Mitarbeiter der psychosozialen Aids-Beratung der Caritas der Erzdiözese München und Freising. In all diesen Bereichen fanden zahlreiche Menschen durch seine anregende Art vertiefte Perspektiven für ihr Leben und ihren Glauben. Als Hausoberer wirkte P. Gerstle in Deggendorf und München. 2002/03 leitete er in Forchheim das gemeinsame Noviziat der Provinzen München und Wien. Bis ins hohe Alter war er geistig interessiert und seelsorglich aktiv. Durch einen Schlaganfall vor zwei Jahren fanden dann allerdings seine äußeren Aktivitäten ein abruptes Ende. Die ihm verbleibende Lebenszeit verstand er in beeindruckender Weise sinngebend zu gestalten.
Der Gott des Lebens, dem er zeitlebens diente und den er als missionarischer Seelsorger bezeugte, schenke ihm jetzt die Erlösung in Fülle.