Von unserem Generalatshaus nahe der römischen Basilika Santa Maria Maggiore zur Lateransbasilika ist es nicht weit. Dort wurde unser Mitbruder Alfonso Amarante, bisher Präsident der Accademia Alfonsiana, zum Bischof geweiht, nachdem ihn Papst Franzsikus bereits am vergangenen 1. August zum Rektor der Lateransuniversität im Range eines Erzbischofs ernannt hatte. Viele Mitbrüder machten sich also am Nachmittag des 6. Oktober auf den Weg zur Feier der Bischofsweihe: die Mitglieder unserer Generalleitung, die Professoren und Studenten aus dem Generaltshaus, verschiedene Gäste aus aller Welt, die eigens zur Bischofsweihe angereist waren. Unter ihnen auch Provinzial P. Martin Leitgöb als Vertreter der Provinz Wien-München. Die große Basilika füllte sich schnell. Aus der süditalienischen Heimat des neuen Erzbischofs waren viele Verwandte und Freunde gekommen, sodann Professoren und Studenten der Lateransuniversität, Vertreter der übrigen päpstlichen Universitäten und Institute, viele weitere Bekannte des Weihekandidaten. Alles in allem eine große und bunte internationale Gemeinschaft.
Als Hauptweihespender fungierte unser früherer Generaloberer, Kardinal Joseph W. Tobin, Erzbischof von Newark in den Vereinigen Staaten. Nebenkonsekratoren waren der Päpstliche Kardinalvikar für die Stadt Rom und der Präfekt des Bildungsdikasteriums ebenso wie rund zwanzig weitere Erzbischöfe und Bischöfe. Kardinal Tobin rief in seiner Predigt das Beispiel des heiligen Redemptoristenbischofs Johannes Nepomuk Neumann in Erinnerung, dem Zeitgenossen nachsagten, er sei mehr Missionar als Bischof. Daran anknüpfend betonte er die Wichtigkeit einer missionarischen Kirche und die Bedeutung eines missionarischen Verständnisses des Bischofsamtes. Dies sei selbst dann notwendig, wenn die bischöfliche Aufgabe - wie bei Alfonso Amarante - nicht in einer Diözese, sondern im Bereich der kirchlichen und akademischen Administration ausgeübt werde. Ferner rief der Kardinal dem Weihekandidaten in Erinnerung, dass jedes Leitungsamt in der Kirche im Guten Hirten Jesu Christi gründe. Aus der Verbindung mit ihm entstehe auch die Fähigkeit, allen Schwierigkeiten des Amtes zu begegnen.
Der Ritus der Bischofsweihe im engeren Sinne begann nach der Predigt des Weihespenders mit der Verlesung des päpstlichen Ernennungsdekretes. Darauf folgte der Heilig-Geist-Hymnus, die Handauflegung durch die anwesenden Bischöfe und das Weihegebet und die sogenannten ausdeutenden Riten: Salbung des neuen Erzbischofs mit Chrisam, Übergabe der bischöflichen Insignien Ring, Mitra und Stab sowie der Austausch des Friedensgrußes zwischen dem Neugeweihten und seinen bischöflichen Mitbrüdern. Nach der Feier der Eucharistie ging der neue Erzbischof durch den langen Mittelgang der Lateransbasilika, um allen den Segen zu spenden. Danach richtete er selbst das Wort an die große Versammlung. Er habe gezögert, der Bitte des Papstes zu entsprechen, die Leitung der großen tradiftionsreichen Universität zu übernehmen. Papst Franziskus hielt aber entgegen: Es gehe darum, Prozesse auf den Weg zu bringen, nicht eine Position auszufüllen. Mit dieser Aufgabenbeschreibung sei es ihm dann leichter gefallen, "Ja" zu sagen, so Amarante.
Die Feier der Bischofsweihe dauerte lang, insgesamt zweieinhalb Stunden. Es herrschte aber eine intensive Atmosphäre des Gebets, begleitet von großartig vorgetragenen liturgischen Gesängen durch den Chor, ebenso wie eine Stimmung der Freude in mehrfacher Hinsicht: die Freude am gemeinsamen Kirche-sein, die Freude von uns Redemptoristen und von den Verwandten und Bekannten über den neuen Erzbischof, schließlich die Freude, dass Gott seinem Volk Hirten schenkt, die trotz aller Wichtigkeit ihrer Aufgabe im Wesen schlicht und demütig sind. Amarante kündigte an,weiterhin in der Gemeinschaft unseres Generaltshauses wohnen zu wollen. Er wolle auf diese Weise mit seiner redemptoristischen Heimat verbunden sein. Persönliche Geschenke verbat er sich. Als Ordensmann begnüge er sich mit dem Notwendigen im Leben.