28.03.2024

Heilige Maria, Mutter von der Immerwährenden Hilfe

Die Verehrung der Gottesmutter ist uns Redemptoristen ein wichtiges Anliegen. Mit großer Wertschätzung blicken wir dabei auf eine Ikone, in welcher uns Maria unter dem Titel „Mutter von der Immerwährenden Hilfe“ begegnet.

Es handelt sich um ein Bild, das vermutlich im ausgehenden 14. Jahrhundert auf der Insel Kreta entstand. Es war später nach Rom gekommen, und wurde im Jahre 1866 von Papst Pius IX. unserer Kongregation anvertraut. Heute finden sich Kopien dieses Bildes überall, wo Redemptoristen leben und wirken. Auch über die missionarische Tätigkeit unserer Gemeinschaft erhielt und erhält es weite Verbreitung.

Man kann wohl zurecht sagen, dass die „Mutter von der Immerwährenden Hilfe“ eines der bekanntesten Marienbilder weltweit ist. Das Original befindet sich in der Kirche Sant’Alfonso in Rom.
     

Die Ikone zeigt Maria mit Jesus auf dem Arm. Die Mutter schaut den Betrachter bzw. die Betrachterin an. Ihr Blick lässt Besonnenheit und Ruhe erkennen, zugleich vermittelt er eine mitfühlende Aufmerksamkeit gegenüber den Sorgen und Nöten der Menschen.

Der Mantel Mariens ist in dunklem Blau gehalten. Es ist die Farbe des Glaubens, der Wahrhaftigkeit und des bergenden Schutzes. Darunter kommt ein rotfarbenes Untergewand zum Vorschein. Es steht für das Ineinander von Liebe und Leiden.

Der Blick Jesu scheint in die Weite der Ewigkeit gerichtet zu sein. Sein Gesicht trägt kindliche Züge, während der Körper Jesu in den Proportionen eines Erwachsenen gemalt ist.

Bekleidet ist Jesus mit einem braunen Umhang, der auf seine Erd- und Weltverbundenheit hinweist. Daraus sprosst wie eine Knospe die grüne Tunika, die mit ihrer Farbgebung Hoffnung und Leben symbolisiert. Darum herum schlingt sich der rote Gürtel der zum Leiden bereiten Liebe.

Jesus zeigt sich als der in diese Welt gekommene, Mensch gewordene Gottessohn, der durch Leiden und Tod hindurch zu neuem Leben erlöst.
   

Eine für die Wirkung des Bildes wichtige Bedeutung haben die beiden Engel links und rechts des Hauptes der Gottesmutter. Sie schauen auf Jesus und tragen in Tücher gehüllt die Leidenswerkzeuge. Es handelt sich um den Erzengel Michael mit Lanze und Essigschwamm und um den Erzengel Gabriel mit dem Kreuz.

Wiewohl Jesus nicht unmittelbar auf die Engel blickt, ist sein Ausdruck ganz und gar von der Wahrnehmung des ihm auf diese Weise bewusstgemachten Geschicks bestimmt.

Ein Detail unserer Ikone, auf welches oft hingewiesen wird, sind die Füße Jesu. Sie sind in sehr menschlicher Art übereinander geschlungen. Von der rechten Fußsohle ist die Sandale losgelöst und droht zu Boden zu fallen. Man deutet dies gewöhnlich als eine Folge des Erschreckens Jesu angesichts des angekündigten Leidens. 

In einer tieferen Sichtweise mag man darin aber auch eine Darstellung der Selbstentäußerung und Erniedrigung des Gottessohnes sehen, der „wie ein Sklave“ wurde (vgl. Phil 2:7). In der Antike konnte es zu den Merkmalen einer Sklavenexistenz gehören, sich ohne Fußbekleidung zeigen zu müssen. Zugleich mag das Zeichen des entblößten Fußes das Eintreten Jesu in die Abgründe und Bodenlosigkeiten unseres menschlichen Lebens hinein versinnbilden.

Die Beziehung zwischen Maria und ihrem Sohn wird auf der Ikone der „Mutter von der Immerwährenden Hilfe“ durch die Gesten der Hände ausgedrückt. Marias linke Hand trägt und hält Jesus mit mütterlicher Liebe – und sie zeigt ihn auf diese Weise dem Betrachter und der Betrachterin.

Die rechte Hand der Gottesmutter befindet sich an der Stelle ihres Herzens und bildet damit die innerste Haltung Marias ab. Die Hand ist nach oben hin offen. Sie gewährt einerseits Halt und Schutz und signalisiert andererseits Empfangsbereitschaft. Maria lädt Jesus ein, seine Hände in ihre Hand und in ihr Herz zu legen. Er, dem sie ihre ganze mütterliche Fürsorge schenkt, gewährt ihr seinerseits den Reichtum seines Segens und seiner Gnade. So bilden Marias rechte Hand und die beiden Hände Jesu einen optischen Anziehungspunkt der Ikone. Hier fließt die gesamte Gefühlshaftigkeit dieses Bildes zusammen und übermittelt sich an alle, die vertrauend danach Ausschau halten.

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Zur Geschichte des Gnadenbildes:

Ein Beitrag aus: KONTAKTE, MISSIONSBUND DER REDEMPTORISTEN, Heft 4, August 2011:

Rundum die Erde verbreitet und weltweit bekannt ist das Gnadenbild der Mutter von der IMMERWÄHRENDEN HILFE. Nach der ältesten uns bekannten Quelle stammt es von der Insel Kreta, wo es als Gnadenbild verehrt wurde. Ein Kaufmann soll es gegen Ende des 15. Jahrhunderts dort gestohlen haben. Auf dem Heimweg wurde der Kaufmann sehr krank, sodass er gern die Hilfe und Pflege eines Freundes in Rom annahm. Als sich die Krankheit jedoch verschlimmerte und der Tod des Kaufmanns abzusehen war, ließ er sich von seinem Freund das Versprechen geben, dafür Sorge zu tragen, dass das Gnadenbild in einer Kirche Roms öffentlich zur Verehrung aufgestellt würde.

Am 27. März 1499 erhielt das Gnadenbild einen Ehrenplatz auf dem Hochaltar in San Matteo, einer Klosterkirche der Augustiner-Eremiten zwischen Santa Maria Maggiore und dem Lateran, so etwa gegenüber der heutigen Kirche der heiligen Mutter Anna in der Via Merulana. Nach vorliegenden Berichten wurde das Bild der Immerwährenden Hilfe bis 1798 dort verehrt. Viele Wunder werden erwähnt.

Zu Beginn des Jahres 1798 bemächtigten sich die Franzosen der Stadt Rom. Als "Sühne der großen Revolution" zerstörten sie viele Kirchen. Dreißig machten sie dem Erdboden gleich. Zu ihnen gehörte auch die San Matteo-Kirche.

Die Gläubigen brachten das Gnadenbild zunächst zur Sant' Eusebio-Kirche. Wo sie das Gnadenbild dort aufstellten, ist unbekannt. 1819 erhielten die Augustiner-Eremiten von Papst Pius VII das Kloster Santa Maria in Posterula, am linken Tiberufer gelegen, gegenüber dem heutigen großen Justizpalast. Da das Kirchlein nebenan bereits ein Muttergottesbild auf dem Hochaltar besaß, wurde das Bild von der Immerwährenden Hilfe in einer kleinen Hauskapelle aufgehängt und geriet in Vergessenheit.

1863 predigte der Jesuit Franco Blosi über alle römischen Gnadenbilder, auch über die immer-währende Hilfe, deren Gnadenbild aber verschwunden sei. Pater Michele Marchi (1855 bei den Redemptoristen eingetreten) war Messdiener bei den Augustiner-Eremiten von Santa Maria in Posterula gewesen und hatte dort eine enge Freundschaft mit Bruder Agostino geschlossen.

Der alte Bruder Agostino, der selbst über zehn Jahre im Kloster San Matten gelebt hatte, sprach oft mit dem Messdiener Michele über das Gnadenbild, das nun eher vergessen in der Hauskapelle von Santa Maria in Posterula hing.

Pater Nikolaus Mauron, zu jener Zeit Ordensgeneral der Redemptoristen, erbat sich bei Papst Pius IX eine Audienz, die ihm am 11. Dezember 1865 gewährt wurde. Pater Michele Marchi begleitete ihn. Auf die Zeugenaussage des Pater Marchi hin wurde in dieser Audienz den Redemptoristen durch eine Handschrift des Papstes das Gnadenbild der Mutter von der Immerwährenden Hilfe übertragen.

Die Redemptoristen hängen an diesem Gnadenbild, da es Anklänge und Symbole ihrer Spiritualität (Marienverehrung und Betrachtung des Leidens Christi) enthält. Denn neben der Abbildung Maria mit ihrem Kind erscheinen rechts und links Engel mit den Leidenswerkzeugen "Lanze", "Schwamm" und "Kreuz" - jene Symbole, die die Redemptoristen 130 Jahre zuvor in ihr Ordenswappen aufgenommen hatten.


Was den gläubigen Betrachter in besonderer Weise anspricht, ist sicher ein Zweifaches: Er wird sich selbst wiederfinden in Jesus, der die Hand der Mutter umklammert und bei ihr Schutz und Geborgenheit sucht. Der Blick auf die Engel mit den Leidenswerkzeugen erschrickt ihn so sehr, dass er eine Sandale verliert. Jesus hat den Menschen nichts voraus. Leid bereitet ihm Angst, lässt ihn erzittern. In seiner Not nimmt er seine Zuflucht zu Maria, geht den Weg, den auch wir oft in unseren Leiden und Erschütterungen einschlagen. Dass dies der richtige Weg ist, den auch wir beschreiten sollen, deutet der Maler des Bildes dadurch an, dass Maria nicht ihr Kind, sondern den Betrachter anschaut, um ihm einladend und ihn ansprechend zu sagen: Wie ich Jesu Mutter bin, so möchte ich auch deine Mutter sein in all deinen Ängsten, Sorgen und Nöten. Immer bin ich für dich da. Wende dich an mich, wie es Jesus getan hat.

Seit 1865 befindet sich das Gnadenbild der Mutter von der Immerwährenden Hilfe in der Klosterkirche der Redemptoristen San Alfons() in Rom, nahe Santa Maria Maggiore. Am 23. Juni 1867 wurde das Gnadenbild im Auftrag des Vatikanischen Kapitels mit einer Krone versehen. Durch die Missionstätigkeit der Redemptoristen gelang es, das Gnadenbild in der ganzen Welt bekannt zu machen, sodass es heute wohl das bekannteste Gnadenbild schlechthin ist.

Der Fest- und Gedenktag der Mutter von der Immerwährenden Hilfe wurde im Kalender auf den 27. Juni festgelegt.

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