Im Jahre 1894 entschied sich die damalige Oberdeutsche Provinz (spätere Münchner Provinz), eine missionarische Gründung in Brasilien zu beginnen. Dreizehn Patres und Brüder brachen damals von Gars am Inn auf. Ein weiterer kam im Jahr darauf nach, weil er kurz vor der Abreise der anderen krank wurde. In den Jahrzehnten bis zum Zweiten Weltkrieg folgten noch viele weitere Patres und Brüder. Die Arbeit der süddeutschen Redemptoristen konzentrierte sich in Brasilien auf zwei Orte: Aparecida und Goiás. Dieser Anfang liegt nun 130 Jahre zurück.
In Aparecida, dem größten südamerikanischen Marienwallfahrtsort mit über acht Millionen Pilgern jährlich, wo die Redemptoristen bis heute wirken, wurde das Jubiläum Ende Oktober dieses Jahres groß gefeiert. Eine Provinzversammlung der Provinz „Unsere Liebe Frau von Aparecida“ bot den Rahmen dazu. Weit über 200 Mitbrüder aus dem gesamten Osten Brasiliens nahmen daran teil. Bewusst wollte man auch den Kontakt zur Mutterprovinz herstellen. Da es diese aber in der damaligen Form nicht mehr gibt, war P. Martin Leitgöb als Provinzial von Wien-München eingeladen. Er machte sich gerne auf die lange Reise. Sein Kommen zum Jubiläum wurde von den brasilianischen Mitbrüdern sehr begrüßt. Auch unser Generaloberer, P. Rogério Gomes, nahm an den Feierlichkeiten teil.
Die Herkunft aus Süddeutschland ist in Brasilien noch immer stark im Bewusstsein. „Os bávaros – die Bayern haben uns gegründet“, war in den Tagen des Jubiläums immer wieder zu hören. Es wurde sogar eigens ein Jubiläumsbier gebraut, um die bayerischen Ursprünge zu verdeutlichen. Die Dankbarkeit für Geschichte und Gegenwart der heutigen Provinz wurde in mehreren Festgottesdiensten zum Ausdruck gebracht. Am beeindruckendsten war der Gottesdienst im Heiligtum von Aparecida selbst. Das Gotteshaus wurde erst im 20. Jahrhundert gebaut. Es ist eine der größten Kirchen weltweit, nur wenig kleiner als der römische Petersdom. Insgesamt arbeiten rund 70 Redemptoristen allein in Aparecida. Sie betreiben dort unter anderem eine Radio- und Fernsehstation, die landesweit sendet.
In einem Dankeswort kurz vor seiner Abreise wendete sich unser Provinzial an seine Gastgeber: „Ich habe in den Tagen meiner Anwesenheit bei Euch erfahren, was Ordensleben in der Tiefe bedeutet: Wir sind füreinander ein Geschenk. Meine Erfahrungen mit Euch waren ein Geschenk für mich, und ich durfte mich als Geschenk für Euch erfahren. Als Redemptoristen sind wir ein Geschenk für das Volk Gottes. Das Volk Gottes wiederum ist ein Geschenk für uns. Und für uns alle zusammen ist die Gnade Gottes und die Beziehung zu Jesus Christus das allergrößte Geschenk. Dadurch können wir unseren Weg als Missionare der Hoffnung gehen.“