20.04.2024

Seit 150 Jahren Kirchenlehrer

Am 23. März 1871 wurde der Gründer der Redemptoristen, Alfons Maria von Liguori, zum Kirchenlehrer ernannt. Papst Franziskus nahm das 150-Jahr-Jubiläum zum Anlass, um den berühmten süditalienischen Heiligen in einem Brief an unsere Ordensgemeinschaft zu würdigen.


Auf den Tag genau 150 Jahre nach der Ernennung unseres Ordensgründers  zum Kirchenlehrer andressierte Papst Franziskus einen Brief an den Generaloberen unserer Kongregation, P. Michael Brehl. Darin würdigte der Papst den süditalienischen Heiligen als "Vorbild für die ganze Kirche". Liguori sei zunächst von einem gewissen Rigorismus geprägt gewesen, habe aber später einen "barmherzigen Ansatz" entwickelt, ja er sei ein "Vater und Meister der Barmherzigkeit" geworden. Dadurch habe sich eine "Dynamik" entfaltet, die für viele Menschen anziehend gewesen sei. "In theologischen Auseinandersetzungen zog er die Vernunft der Autorität vor", so Franziskus. Als "Anwalt der Letzten" habe sich Alfons von Liguori besonders für die Schwächsten der Gesellschaft eingesetzt. Daraus könne man wichtige Lehren für die heutige Zeit ziehen, betonte der Papst. Es gelte, die Menschen an den "Peripherien" abzuholen und ihnen pastorale Begleitung von ihren Problemen ausgehend anzubieten. Die Moraltheologie dürfe sich nicht scheuen, "den Schrei der Geringsten aufzugreifen und zu ihrem eigenen zu machen". Alle Moraltheologen, Missionare und Beichtväter seien aufgerufen, "hinauszugehen, um die schwachen Brüder und Schwestern unserer Gesellschaft zu treffen". Zugleich hebt Ppast Franziskus die Bedeutung der Wirklichkeit in der pastoralen Praxis hervor, "denn das reine Wissen um die theoretischen Prinzipien reicht, wie der heilige Alfons erinnert, nicht aus, um die Gewissen bei der Unterscheidung des Guten, das es zu tun gilt, zu begleiten und zu unterstützen".

Alfons von Liguori wurde 1696 nahe Neapel als erstes Kind einer Adelsfamilie geboren. Bereits mit 16 Jahren Doktor der Rechtswissenschaften, begann der Hochbegabte zunächst eine glanzvolle Anwaltskarriere in seiner Heimatstadt, verspürte jedoch zugleich Unbehagen über seinen Lebensstil. 27-jährig vernahm er den Ruf zum Priestertum. Später reifte in ihm der Impuls, eine missionarische Gemeinschaft für die benachteiligte Landbevölkerung im Königreich Neapel zu gründe. Alfons selbst war ein hinreißender Prediger, der mit einfacher Sprache zum Volk sprach. 1762 zum Bischof von Sant' Agatha dei Goti ernannt, galt er weithin als gefragter Beichtvater und Vater der Armen.

Von den insgesamt 111 geistlichen und theologischen Werke des Alfons von Ligouri - darunter "Das große Mittel des Gebetes", "Die Praxis der Liebe zu Jesus Christus", "Die Herrlichkeiten Mariens" und "Die Besuchungen des allerheiligsten Altarsakramentes und der Gottesmutter" - gibt es rund 21.500 Ausgaben und Übersetzungen in 72 Sprachen, womit er zu den meistgelesenen katholischen Autoren zählt. Lieder und vertonte Gedichte des auch musisch begabten Kirchenmannes wie "Glorwürdge Königin" werden bis heute gesungen.

Zu seiner Ernennung zum Kirchenlehrer trugen vor allem seine Schriften auf dem Gebiet der Moraltheologie bei, die von der konkreten Seelsorgserfahrung erheblich beeinflusst waren. Distanziert zum damals in der Theologie weit verbreiteten Legalismus vertrat Alfons die Ansicht, die Kirche dürfe nicht in übermäßige Strenge verfallen, sondern müsse Theologie im Dienst der Größe und Würde der menschlichen Person, des Gewissens und der göttlichen Barmherzigkeit betreiben.

Alfons Maria von Liguori starb 91-jährig am 1. August 1787 in Pagani, wurde 1816 selig- und 1839 heiliggesprochen und 1950 durch Papst Pius XII. zum Patron der Beichtväter erklärt. Bei seiner Erhebung zum Kirchenlehrer 1871 bezeichnete ihn Pius IX. als den "hervorragendsten und mildesten unter den Moraltheologen".


Von: Martin Leitgöb