Fußwallfahrten liegen seit vielen Jahren im Trend. Oft wird das beschrieben als ein "Beten mit den Füßen". Freilich benützen auch Fußwallfahrer ihre Füße zunächst einmal zum Gehen, und dies kann naheliegender Weise ziemlich anstrengend sein, vor allem wenn man mehrere Tage im Hochsommer unterwegs ist, jeden Tag etwas mehr als 25 Kilometer. Das tägliche Gehen einer solchen längeren Strecke mit einem festen Etappenziel in Form eines vorreservierten Nachtquartiers erfordert zunächst einmal Durchhaltewillen. Dass man nicht alleine geht, sondern zusammen mit anderen ist dabei eine wirkliche Hilfe. Außerdem ist hillfreich, dass es kein leeres, belangloses Gehen ist, sondern ein Gehen, das mit Sinn erfüllt ist. Die religiöse Dimension des Unterwegsseins, die Auseinandersetzung mit einem geistlichen Themen, Morgen- und Abendgebet, die tägliche Eucharistiefeier, der gemeinsame Rosenkranz im Gehen und zwischendurch immer wieder Zweiergespräche, die in die Tiefe gehen - all das trägt zum Weiterkommen bei, genauso wie die Gastfreundschaft oder Begegnungen, die einem unterwegs geschenkt werden.
Die zehnköpfige Gruppe, die sich Ende Juli von Wien aufmachte, um den Geburtsort des heiligen Klemens zu besuchen, bestand aus erfahrenen und weniger erfahrerenen Fußwallfahrern. Zur ersten Kategorie zählten die beiden Organisatoren Elisabeth Wolfbauer und Nikolaus Krasa, beide seit dem 15. März dieses Jahres Oblaten unserer Ordensgemeinschaft, aber schon Jahre lang innige Klemens-Verehrer und im Gehen von Langstrecken hocherfahren. Es tat allen Mitgehenden gut, dass der ganze Weg so gut vorbereitet war. Die Etappen und Routen waren sorgsam vorbereitet, genügend Pausen waren eingeplant, Gottesdienstorte waren im Vorhinein festgelegt, und immer wurden wir freundlich willkommengeheißen, wohin wir kamen. Eine kleine Broschüre mit Liedern und Gebeten war unser Wegbegleiter. Als Thema für unterwegs hatten unsere beiden Begleiter das "Magnificat" aus dem Lukasevangelium ausgewählt, mit dem wir uns abschnittsweise beschäftigten. Aber natürlich wurde auch dem Nachdenken über den heiligen Klemens, über seinen Lebensweg und über die langen Wege, die er ging, genügend Zeit eingeräumt. Alle Mitgehenden spürten, dass sein oft tage- und wochenlanges Gehen, sein Suchen nach Wegen und Zielen, sein Durchhaltevermögen äußerst wichtige Merkmale seiner Persönlichkeit sind. So konnte er, der sein Leben lang mit Schwierigkeiten konfrontiert war, zu einem Missionar der Hoffnung werden.