29.03.2024

Ein Klemens-Jubiläumsjahr für die ganze Ordensgemeinschaft

Unser Generaloberer P. Michael Brehl hat anlässlich der 200. Wiederkehr des Todestages des hl. Klemens Maria Hofbauer ein Jubiläumsjahr für die ganze Ordensgemeinschaft ausgerufen.


Hier der Text des Schreibens von P. Michael Brehl:

2. Februar 2020 - Fest der Darstellung des Herrn

Liebe Mitbrüder, Schwestern und Partner in der Mission,

der 15. März 2020 markiert den 200. Todestag des hl. Klemens Maria Hofbauer, welcher oft als „Apostel von Warschau und von Wien“ und als „zweiten Gründer der Kongregation“ bezeichnet wird. Der Beitrag des hl. Klemens zur Geschichte und zur Entwicklung der Kongregation des Allerheiligsten Erlösers hat eine bleibende Wirkung für unsere Spiritualität und Mission.

Aus diesem Grunde hat die Generalleitung beschlossen, ein Jubiläumsjahr zu Ehren des hl. Klemens auszurufen, und zwar vom 15. März 2020 bis zum 15. März 2021. Während dieses Jubiläumsjahres erinnern wir uns einmal mehr an die Persönlichkeit und das Wirken unseres Bruders Klemens, „dessen Leben auf der Liebe zu Gott und zur heiligen Kirche beruhte sowie auf der Sehnsucht, die Seelen der Menschen zu Gott zu führen“ – so haben es jene, die ihn persönlich kannten, formuliert. Klemens lebte in einer politisch und religiös sehr schwierigen Zeit. Sie war feindlich gegenüber der Kirche und dem Ordensleben. In dieser Zeit öffnete Klemens den Weg der christlichen Erneuerung. Dank seiner fand eine Wiederbelebung des religiösen Lebens in Warschau und in Wien statt.

Da freilich die Ära von Klemens sehr verschieden von der unseren ist, wäre es ein Fehler, sein Wirken und seine Spiritualität einfach zu imitieren oder zu kopieren. Andererseits kann Klemens uns aber verschiedene Aspekte der geistlichen Berufung lehren, die heutzutage sehr relevant sind: der Wert des Gebetes und der Ergebenheit gegenüber Gott, evangeliumsgemäßer Missionseifer und Sorge für die Verlassenen und Armen, missionarische Zusammenarbeit mit männlichen und weiblichen Laien, Treue zur Kirche und Beharrlichkeit im Charisma unserer Kongregation.

Von Klemens können wir lernen, wie es geht, in Gemeinschaft mit Gott zu leben und gleichzeitig eifrige Apostel zu sein, hingebungsvoll in der Verkündigung des Evangeliums an die Ärmsten und Verlassensten. Wie der hl. Alfons hatte er eine besondere Begabung für die harmonische Verbindung von innerem Leben und apostolischer Aktivität. Diese zwei Dimensionen von Heiligkeit stehen oft in Gefahr, voneinander separiert zu werden. Für Redemptoristen wird das innere Leben aber ohne missionarische Aktivität nicht im Stande sein, der Auferbauung des Reiches Gottes in dieser Welt zu dienen. Das aktive missionarische Apostolat und die Sorge für die Menschen wiederum würden ohne Leidenschaft und die innere Wärme des Herzens reduziert auf eine bloß äußerliche Aktion.

Die Stärke und der Eifer von Klemens in der Verwirklichung des Apostolates waren in seinem unerschöpflichen Glauben und in seinem totalen Vertrauen auf Gott gegründet. Oft hat er gegenüber seinen Mitbrüdern wiederholt: „Lasst Euch von Gott führen, und alles wird gut“. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass er häufig in einer feindseligen Umgebung seinen Dienst ausübte, er war konfrontiert mit Angriffen und Widerstand gegen die Kirche. In Diskussionen mit Menschen, die ihn attackieren, würde er ohne zu Zögern wiederholen: „Gewiss bin ich ein großer Sünder, ein Mann voller Armseligkeit, aber ich besitze einen Schatz, den Gott mir gegeben hat, den Schatz des Glaubens, und das ist so ein starker Glaube, dass ich ihn nicht mit irgendjemandem anderen tauschen möchte. Ich bin ein Katholik von Kopf bis Fuß“.

Eine beständige Aufmerksamkeit widmete Klemens der Formation von engagierte Laien – Männern und Frauen – für den apostolischen Dienst. Bald nach seiner Ankunft in Warschau sammelte er Gruppen von Laien, welche er für das Apostolat in den verschiedenen Bereichen des kirchlichen Lebens heranbildete. Im Jahre 1788 ließ er eine Gemeinschaft gläubiger Laien entstehen, die „Oblaten“ genannt wurden, also jene, die Gott geweiht sind. Klemens führte sie in den Haupteigenschaften des Oblatenlebens ein: Heiligung des eigenen Lebens, Jesus-Nachfolge mit aller Kraft, Hören auf das Wort Gottes, Teilnahme an Gebetskreisen und am sakramentalen Leben der Kirche, Kultivierung von Vertrauen in den Papst und in die Lehre der Kirche sowie Verbreitung katholischen Schrifttums, in besonderer Weise guter Bücher. Nach seiner Ankunft in Wien entwickelte sich aus der Präsenz von Klemens ein „missionarisches Zentrum“, ein Begegnungsort besonders für junge Menschen, vor allem für Universitätsstudenten, die ihn als Lehrer, geistlichen Begleiter und Freund erwählt hatten.

Klemens selbst war geprägt durch eine große Liebe zur Kirche und zum Papst. In seinen Predigten wiederholte er oft: „Wer es ablehnt, die Kirche zur Mutter zu haben, kann Gott nicht als Vater haben“. Er drängte alle, für den Papst zu beten, und andere zu motivieren, es ebenso zu tun. Dieses Gebet würde die katholische Identität stärken und dem Papst in seiner Verantwortung behilflich sein.

Ebenso hegte Klemens eine große Wertschätzung und kindliche Liebe für unseren Gründer, den hl. Alfons Maria von Liguori, und er bemühte sich mit aller Kraft, treu gegenüber dem Charisma der Kongregation zu bleiben. Seinen Mitbrüdern gab er dieselbe Liebe für den Gründer und die Kongregation weiter, wie einer von ihnen während des Seligsprechungsprozesses bezeugte: „Es ist Klemens gewesen, der mir die Liebe zum hl. Alfons und zur Kongregation einflößte. Ich habe ihm persönlich zugehört, und er sprach immer mit der größten Liebe über seine italienischen Mitbrüder in Rom, und so entflammte er in mir die Liebe zum hl. Alfons und zur Kongregation“. Im Geiste des hl. Alfons strebte Klemens beständig danach, mit seinen Mitbrüdern in apostolischer Gemeinschaft zu leben, auch wenn ihm die zivilen Behörden Hindernisse in den Weg legten.

Die Liebe des hl. Klemens für die Nächsten, besonders für die Ärmsten und Verlassensten, entsprang seiner großen Liebe zu Gott. Er wurde „Vater der Armen“ bezeichnet, weil die Armen, die Verlassenen und die Marginalisierten in ihm einen Kameraden und ehrlichen Freunde fanden. Er lebte nahe zu den Armen, war selbst einer von ihnen und teilte großzügig mit ihnen, was immer er hatte. Oft verbrachte er Zeit mit Kranken und Sterbenden und bereitete sie durch das Sakrament der Versöhnung auf die Begegnung mit Christus, dem Erlöser, vor.

Liebe Brüder und Schwestern, ich möchte mit Worten des hl. Klemens enden, die er vor mehr als zweihundert Jahren an seine Mitbrüder richtete. Diese Worte haben einen solch universellen Charakter, dass sie auch uns ermutigen können, unser Leben und unsere Mission Gott anzuvertrauen und Gottes Willen in allem, was wir tun, zu suchen.

„Nur Mut! Gott ist der Herr; er lenkt alles zu seiner Ehre und zu unserem Wohle, und niemand kann ihm widerstehen. Alle Pläne der Menschen, mögen sie auch noch so gut angelegt sein, sie dienen nur, um seinen heiligen Willen zu erfüllen. (…) Ich sehe, dass alles, was uns feindlich zu sein scheint, uns dorthin führt, wo Gott uns haben will (...) Lassen wir Gott lenken und leiten, und alles wird gut werden. (…) Teure Brüder, bewahren wir unsere Unschuld und unsere Vollkommenheit; das ist das einzige, was wir suchen müssen; der eine möge den andern zum Guten aneifern. Seid liebevoll miteinander! Ich grüße Euch alle im Herzen Jesu“.

Möge das Jubiläumsjahr uns helfen, mit Mut die Mission unserer Kongregation fortzusetzen! Mögen wir wie der hl. Klemens das Evangelium immer neu predigen als ein prophetisches Zeugnis des Erlösers in Solidarität für unsere Mission in einer verwundeten Welt!

Ich ermutige jede Einheit und jede Kommunität, das eine oder andere Ereignis zu planen, um den hl. Klemens in diesem Jubiläumsjahr zu feiern und ihn unter denjenigen bekannt zu machen, zu denen wir heute gesandt sind. Mögen sein missionarischer Geist und sein apostolischer Eifer alle unsere apostolischen Pläne beseelen!

Euer Bruder in Christus, dem Erlöser, 
    Michael Brehl, C.Ss.R.,
    Generaloberer

Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche: P. Martin Leitgöb.